Montag, 26. Oktober 2015

Rapa Nui - Osterinsel   


1. - 7. September 2015


Die Osterinsel (von den Einheimischen Rapa Nui genannt) ist wohl die abgelegenste bewohnte Insel im Südpazifik: Über 3'800 km von der chilenischen Küste und 4'251 km von Tahiti entfernt.

Rapa Nui gehört politisch zu Chile, geographisch und kulturell jedoch zu Polynesien. In Rapa Nui leben ca. 6'000 Menschen, davon sind etwa die Hälfte Rapa Nui (Insel, Bewohner und Sprache nennen sich gleich...), der Rest sind Immigranten, hauptsächlich aus Chile, aber auch aus aller Welt...
 


Bekannt ist die Insel vor allem wegen der monumentalen Steinskulpturen, den Moai. Seit 1995 ist die Osterinsel als Nationalpark Rapa Nui Teil des UNESCO-Welterbes.

Anflug auf Hanga Roa


Ein entscheidender Vorteil, wenn man als Letzte durch die Passkontrolle geht:
Man braucht den Koffer nicht zu suchen; er kreist einsam auf dem Rollband... :-)

Mein Hotel ist perfekt: Zwischen Flughafen und "Hauptstadt" Hanga Roa gelegen, sehr ruhig (nur 1 Flug pro Tag, da stört die Flughafennähe nicht wirklich), mit schönem Garten und Pool und einem extrem herzlichen und zuvorkommenden Gastgeber-Paar. Volltreffer!

Na dann; mache ich mich doch mal auf zur ersten Begehung der Umgebung!
...und gelange gleich an die erste Sehenswürdigkeit:



@Daniela: Die 'berühmte' einzige Tankstelle der Insel!
...mit Bedienung an der Säule, aber über Mittag geschlossen... ;-)



Etwas weiter unten gehe ich der Nase nach in Richtung Küste 
und habe plötzlich Herzklopfen und eine Gänsehaut:
Leicht irritiert schaue ich mich um und sehe IHN! Meinen ersten Moai...


  
Hafen Hanga Piko

Leckeres Fischgericht im Rest. Tataku Vave mit einem unglaublichen Ausblick...





...der "Badestrand" von Hanga Roa - ich habe doch tatsächlich bei geschätzten 15 Grad Lufttemperatur einen Schnochler gesehen! Brrrrrrrrrrrrrrrrrrr....

Hanga Roa ist extrem verschlafen, aber irgendwie auch sehr sympathisch... ;-)))

Auf dem Trottoir tummeln sich nur die Eidechsen... :-)

...und die Einwohner sind sehr entspannt...
Ich bin mehrfach an diesem Restaurant vorbeigekommen
und da hat auch um 20 Uhr noch kein Licht gebrannt... :-)


...die Turnhalle ist fröhlich bemalt!
...und fast auf Schritt und Tritt begegnet einem moderne Kunst...

...auch wenn sie nicht immer ganz so modern aussieht:
Manchmal braucht es etwas Übung, um alt von neu unterscheiden zu können... ;-)

Die fachkundige Hilfe eines Rapa Nui-Reiseführers hilft natürlich dabei! ;-)
Ich war zwei Tag lang mit Christian unterwegs, der mir die ganze Insel gezeigt und dabei meine 1'000 Fragen beantwortet hat.

...und soooo kalt, wie's bei Christian den Anschein macht, war es definitiv nicht:
Er ist ganz einfach ein Gfrörli!!! ;-)))


Rapa Nui hat eine sehr bewegte Vergangenheit: Zuerst Hochkultur, wo Handwerk & Kunst aufblühen, dann Überbevölkerung und Hunger - bis es zur Revolution der "Arbeiterklasse" kommt! In der Zeit werden ALLE Moai von ihren Sockeln (Altären) gekippt. Keine Figur bleibt aufrecht... Die meisten Moais liegen daher "flach" und nur wenige sind bis dato restauriert und wieder aufgerichtet worden:



 Die Moai sind auch liegend imposant, aber irgendwie auch traurig...

Dort, wo sie wieder stehen, sind sie einfach unglaublich und wunderbar!!!
Wie zum Beispiel am Ahu Akahanga:
(Ahu = Altar)



Die Moai stellen nicht etwa Götter dar, sondern sind die "beseelten" Abbilder von wichtigen Ahnen. Sie blicken fast ausnahmslos mit dem Rücken zum Wasser in die Richtung des Dorfes (der Familie), die sie beschützen sollen...




Der Moai am linken Rand ist nicht ganz echt, möchte aber trotzdem dazugehören! ;-)
Nicht ganz echt sind auch die Grössenverhältnisse; ich stehe etwa 20 Meter vor dem Altar auf einem Hügel - die Moais scheinen dadurch viel kleiner, als sie in Wirklichkeit sind...


Ahu Vinapu
Die handwerkliche Präzision des Ahu Vinapu ist einfach unglaublich und erinnert stark an die Tempelbauten Südamerikas... - ...und das alles wurde ohne Metall-Werkzeuge erschaffen!




 Ahu Akivi 
Diese Moai stellen die mutigen Seefahrer dar, die mit ihren kleinen Segelbooten Tausende von Kilometern zurückgelegt haben.
Es ist der einzige Altar, der dem Meer zugewandt ist.




Mein Reiseführer Christian und unser Fahrer Pablo - ein cooles Duo!



Ein paar Impressionen aus Hanga Roa:

Der Querbalken vor der Disco dient als Anbindestelle für die Pferde der Partygänger:
Kein Witz! ;-)



Die Hauptkirche der Insel hat so ihre Spezialeffekte... :-)
...unter anderem "klingelt" sie zur vollen Stunde einen Melodie,
z.B. um 21:00 verkündet sie mit der Melodie von "Oh du fröhliche..." die Zeit!



Warum die gute Maria so grinst?!
Sie hat vor lauter Quasslerei einen Tippfehler auf den hölzernen Zitronensaft-Presser eingebrannt :-))) Ich fand das ebenfalls witzig und hab' das Ding gleich als Souvenier gekauft; Maria schreibt grade noch kurz meinen Namen auf den Stöpsel - den hingegen schafft sie absolut fehlerfrei!


Im Supermarkt ist das Shopping-Erlebnis allerdings eher begrenzt... :-(((

Einzig das Tütensuppen-Gestell ist aufgefüllt! ;-)

Dafür finde ich nach 2 Monaten Schoggi-Entzug endlich meine Lieblingskombination!!!
...aber es war wohl eher mein Fehler, anzunehmen, dass es bei einer Schoggi mit dem Namen "Sahne-Nuss" um eine Milchschoggi mit Haselnüssen handelt... Zonk!
War aber wenigstens eine Schoggi mit ganzen Mandeln... ;-)
Ich tröste mich im Haka Honu mit einer wundervollen Aussicht
und einem dekorativen Mineralwasser...
...okay, und auch noch mit einem leckerem Pisco sour: Das war ein Tipp von Christian... ;-)))


Dabei beobachte ich die Rapa Nui bei ihrem Nationalsport: Rudern!
...und nicht nur ich beobachte:
Hanga Roa steht unter dem wachsamen Auge der chilenischen Kriegsmarine...






 Ein weiterer unbezahlbarer Tipp von Christian
ist der "Spenden-Abend" im Vai te Mihi:
Ich war wohl der einzige nicht-spanisch-sprechende Gast,
aber ich hab' mich trotzdem toll unterhalten!  ;-)

Am "Standgrill" werden Fisch und Fleisch zubereitet:
Verhungeren kann bei diesen Portionen wirklich keiner!!!

...und dann treten lokale Künstler auf: Ein älterer Herr spielt Harmonika, zwei junge Mädchen singen zur Gitarre, eine Rockband geht ab und dann dieser junge Mann, der eine Stimme hat, die sich mit den Weltbesten messen könnte!!!

Natürlich wird auch getanzt:



Es war ein toller Abend und witzigerweise haben mich meine chilenischen Tischnachbarn (zwei ältere Paare) mit ganz viel Herzlichkeit und Küsserei verabschiedet... ;-)))
Ich habe nach diesem Abend ab und zu Rapa Nui getroffen, die mich mit Namen (?!) oder mit: "Hey, du warst doch im Vai-te-Mihi" begrüsst haben...


 Durch Zufall habe ich dann von einer 3-Höhlen-Wanderung erfahren, zu der ich mich spontan entschlossen habe. Es erwartet mich ein Kulturschock! ich bin überpünktlich um 08:55 am Treffpunkt; der Bus kommt ultrapünktlich um 09:00, der erste chilenische Tourist um 09:20 der letzte um 10:30!!! Zum Glück hat's ja auf Rapa Nui echt niemand eilig...


 

Leider verlaufen wir uns bereits in der ersten Höhle (die Angaben des Park-Rangers waren ja auch so uuuuunglaublich präzise...) und finden am Ende des langen, stockdunklen Ganges nur ein Loch in der Decke. Zum Glück sind meine Mit-Wanderinnen extrem sportlich und eine schafft es, sich rauszuhieven und zieht uns dann eine nach der anderen hoch... Ufffffff... Wir sind alle ziemlich schmutzig, aber froh, der Unterwelt entronnen zu sein... ;-)))

...und wir werden mit ganz viel Landschaft belohnt!





 Da der Regen immer stärker wird, entscheide ich mich am Nachmittag für einen Besuch im Museum:

Eine von drei weiblichen Moai, die bisher entdeckt wurden.
Das allerletzte originale Moai-Auge in Rapa Nui.
Da man glaubte, dass die Macht der Moai durch ihre Augen zum Ausdruck kommt, wurden fast alle Augen bei der Revolte und den Moai-Stürzen zerstört...
Skulptur im Museum;
"Skulptur" vor dem Museum:









Im Steinbruch für die "Frisuren" der Moai (das sind keine Hüte!) liegt noch jede Menge Nachschub rum... - ...einige der Haarprachten wurden mit den Jahrhunderten "umgenutzt": Diese hier wurde von den Hirten ausgehöhlt und als Unterstand genutzt...





Damit ich mir Rapa Nui in aller Ruhe und gegenläufig zu den andern Touristen erforschen kann, habe ich mir einen kleinen 4x4 gemietet. Was für eine Rumpelkiste!!! Aber auf den meisten Strassen kann man eh nicht schneller als 40 fahren... ;-)









Eine meiner abslouten Lieblingsecken ist Anakena:
 Ich war viermal dort... ;-)

Anakena Beach ist der einzige grössere Sandstrand der Insel.













...jede Figur hat ihre eigene Persönlichkeit; es gibt nicht zwei, die identisch aussehen. Zudem kann man über die ganze Insel verteilt verschiedene "Kunstfertigkeitsstufen" und Schönheitsideale feststellen, die sich mit den Jahrhunderten weiterentwickelt haben...

Apropos Persönlichkeit: Mein "freischaffender Begleithund" in Anakena wusste immer ganz genau, dass ich etwas Essbares für ihn dabei habe... ;-)))


In Anakena treffen Tradition und Moderne aufeinander - bei so vielem... - ...unter anderem höre ich plötzlich aus riesigen Boxen einen traditionellen Kriegsgesang - live gesungen!






Ranu-a-Raraku


Der Steinbruch und die Produktionsstätte der meisten Moai. 
Für mich einer der faszinierendsten Orte auf Rapa Nui!
Hier kann man die Entstehung der Moai sowie einen Teil ihres Weges nachvollziehen:

Moai in der Entstehung

Alle Moai wurden ohne Metallwerkzeugen bearbeitet
und allein mit solchen einfachen Stein-Fäustlingen aus dem Fels gehauen!




fertiger Moai,
bereit den Berg hinunter an den endgültigen Standplatz zu "gehen"...
Es ist bis  heute nicht restlos geklärt, wie die Moai transportiert wurden, aber es gibt eine (erprobte) Theorie, dass die Statuen aufrecht gehend ihren Weg zum Bestimmungsort zurücklegten.

Die Moai sind nicht nur "Köpfe", sondern immer ganze Statuen;
allerdings sind sie über die Jahrhunderte wieder in den Berg "eingewachsen" (Hangrutsche; Vegetation etc.):





...nicht alle kommen unbeschadet vom Berg...

Wo schaut er denn hin?!

Dahin!







Da bei Ausbruch der Rebellion einfach alles stehen und liegen gelassen wurde, sind noch Unmengen von Moai in jedem Bearbeitungsstadium hier im Steinbruch zu finden; viele waren auch schon 'auf dem Weg' (wie diese hier), als auf einmal alle Arbeiten gestoppt und nie mehr wieder aufgenommen wurden...



Eine Besonderheit: Ein kniender Moai! Eine kluge Erklärung gibt's dafür nicht. Das ist wohl ein Teil Geschichte, der für immer verloren bleibt...



 Der Steinbruch liegt an den Hängen eines Vulkans. 
Im Inneren des Vulkans befindet sich eine erstaunlich liebliche Landschaft:







Auf meinen Erkundungsfahrten möchte ich einfach ALLES sehen, so zum Beispiel auch den "Nabel der Welt": Ein von Hand fein polierter Stein, der so magnetisch wirkt, dass er Metall anzieht und jeden Kompass verwirrt...


Selbstportrait auf dem Nabel der Welt! ;-)
...anfassen darf man ihn nämlich seit einiger Zeit nicht mehr...
 



 Papa Vaka:
Felsen, die Geschichten erzählen...

Es waren einmal ein Thunfisch und ein Hai...


Pu-o-Hiro: Ein Stein, der wie eine "Flöte" gespielt werden kann...


Meistens war ich ziemlich alleine unterwegs, trotzdem sind die Strassen gefährlich:
Die meisten Unfälle in Rapa Nui werden von den freilaufenden Pferden verursacht...
...die sind nämlich nicht so harmlos, wie sie hier grade tun! ;-)

Aber auch Vieherden gefährden den Weg...


...und ab und zu auch mal eine Strassensperre der Rebellen...



Orongo
Das "Trainings-Camp" für den Vogelmann-Wettbewerb:

Die Wettkämpfer mussten den extrem steilen Hang runter, zur grössten der drei Inseln schwimmen (Achtung: Haie!), ein ganz bestimmtes Vogel-Ei finden und dieses dann unbeschadet wieder auf die Bergspitze hoch bringen. Ufffff....

Wer das als Erster schaffte, konnte mit seinem Clan für ein Jahr über die Insel herrschen...
Diese Kultstätte liegt auf dem Rand eines extrem regelmässigen Vulkankraters:

Der Blick in den Krater ist unbeschreiblich!







Rund um das Trainings-Camp und den Sitz der Wettkampf-Richter sind Symbole, Figuren und Szenen in die Felsen gemeisselt:








An meinem zweitletzten Abend gönne ich mir den Besuch im Kari Kari Ballett und dank den guten Beziehungen meines Hoteliers sitze ich in der vordersten Reihe - eingequetscht zwischen zwei äusserst rüstigen, rede- und vorfreudigen chilenischen Rentnerinnen... ;-)))

Das Kari Kari ist brechend voll, jeder Platz ist besetzt.
Lifemusik und zwei Moderatorinnen leiten das "Ballett" ein...

 









Es war eine perfekte Darbietung:
Mit viel Präzision, Atlethik, Energie und Lebensfreude vorgetragene Tanzkultur! 



...und zum Abschluss noch ein paar Bilder des Ahu Tahai in Hanga Roa:







...unter dem Regenbogen!










 Die Osterinsel war ein unglaublich bewegendes Erlebnis:
Ich bin tief beeindruckt von den Menschen, der Natur, der Geschichte und der allgegenwärtigen Kultur von Rapa Nui!

...diese Insel verströmt eine Magie, der man sich unmöglich entziehen kann...


Merkwürdiger, aber positiver Nebeneffekt von Rapa Nui:
Seit dem ersten Tag auf der Insel kann ich wieder "normal" schlafen... ;-)
Danke, Rapa Nui!